Die australische Autorin Kate Young hat mit ihrem Buch „Little Library Cookbook“ gleich zwei ihrer Leidenschaften miteinander verwoben: das Lesen und das Kochen. Ganz oft, wenn in Büchern viel gekocht wird, verspüre ich auch den Drang, die Sachen nachzukochen. In Laura Esquivels „Bittersüße Schokolade“ kamen die Rezepte praktischerweise gleich mit.
Für viele andere Romane hat Kate Young jetzt in ihrem Buch Rezepte zusammengestellt. Sie hat dabei versucht, möglichst nah am Originalrezept zu bleiben, hat diese jedoch so angepasst, dass sie ihr am besten schmeckten.
Bevor es los geht mit Büchern und Rezepten gibt es eine schöne Einführung in das Buch, in der man mehr über die Autorin und die entstandene Idee erfährt.
Dann steigen wir ein in Rezepte aus etlichen verschiedenen Romanen. Unterteilt ist das Kochbuch wie folgt:
- Guten Morgen!
- Mittagspause
- It’s Teatime
- Abendessen
- Schlemmereien um Mitternacht
- Partys & Feste
- Weihnachten
Innerhalb dieser Kategorien findet man verschiedenste Rezepte aus Büchern von z.B. Haruki Murakami, Sir Arthur Conan Doyle, Zadie Smith, J. D. Salinger, Khaled Hosseini, aber auch J. K. Rowling und Sylvia Plath sind vertreten.
Zu jedem Buch gibt es vor dem Rezept eine Seite mit Anekdoten der Autorin und einem Zitat aus dem Buch. Das gibt dem ganzen eine sehr persönliche Note.
Ich entschied mich für eine klassische japanische Ramen, die häufig in Banana Yoshimoto’s „Kitchen“ drin vor kam. Das Buch habe ich vor einer Weile bereits gelesen. Die Bingereaderin hat mir dazu noch eine kurze Rezension geschrieben:
Japanische Autoren haben eine ganz besondere Art, die banalsten und alltäglichsten Dinge in ganz außerweltliche Erfahrungen zu verwandeln und diese Mischung noch mit einer ganz speziellen dunkel-poetischen Melancholie zu füllen. Das führt bei fast jedem Atmosphären-Junkie zu schneller Abhängigkeit. Banana Yoshimoto steht da Herrn Murakami überhaupt nichts nach.
„Kitchen“ war das erste Buch, das ich von ihr las und es ist eines, das ich seit dem schon zweimal wiedergelesen habe. Irgendetwas bringt mich immer wieder zurück. „Kitchen“ handelt vom Verlust geliebter Menschen. Die junge Protagonistin Mikage Sakurai hat Schwierigkeiten, den Verlust ihrer geliebten Großmutter zu überwinden, mit der sie zusammen lebte. Sie ist einsam, fühlt sich verlassen, ohne Wurzeln und kapselt sich von der Außenwelt ab in der Küche ihrer Großmutter. Sie ist eine Waise ohne andere Verwandten und sie weiß, sie muss sich ein Apartment suchen, ein neues Leben aufbauen, weiterleben – aber das ist einfacher gesagt als getan.
“..if a person hasn’t ever experienced true despair, she grows old never knowing how to evaluate where she is in life; never understanding what joy really is. I’m grateful for it.”
Irgendwann trifft sie einen Freund ihrer Großmutter, Yuichi Tanaba, der eine Weile lang im Lieblingsblumengeschäft der Großmutter arbeite und freundet sich mit ihm an. Er bietet ihr an, bei ihm und seiner Mutter Eriko einzuziehen. Zögernd stimmt sie zu, aber da ihr die Küche bei den beiden gefällt, beschließt sie letztendlich doch einzuziehen. Küchen sind einfach enorm wichtig für Mikage.
“The place I like best in this world is the kitchen. No matter where it is, no matter what kind, if it’s the kitchen, if it’s a place where they make food, it’s fine with me. Ideally it should be well broken in. Lots of tea towels, dry and immaculate white tile catching the light…”
Dieses kleine fast schon philosophische Büchlein hat unglaublich spannende Protagonisten, die einem im Gedächtnis bleiben: Mikage, der ich gefühlt die ganze Zeit während des Lesens versuchte zur Seite zu stehen, sie zu trösten, ihr Mut zuzusprechen und ihr Alter Ego zu sein. Yuichi, der stille bescheidene Junge der sich zum Seelenverwandten von Mikage entwickelt und ganz besonders auch Eriko, die ursprünglich Yuichis Vater war und durch eine Geschlechtsumwandlung zu seiner Mutter wurde. Sie ist die Besitzerin einer Gay Bar und so eine großartige einzigartige warme Persönlichkeit…
“Why is it that everything I eat when I’m with you is so delicious?’ I laughed. ‘Could it be that you’re satisfying hunger and lust at the same time?”
Eine kleine Geschichte über gewonnene und verlorene Liebe, Trauer, Schmerz, Leid aber eben auch Hoffnung, Optimismus und Schönheit. Ein wunderbarer Mix und eine große Leseempfehlung.
Kate Young hat sich aus Kitchen die typische japanische Ramen ausgesucht. Wir haben sie nachgekocht und waren sehr angetan, es war ein sehr leckeres, kleines Mittagessen, dass uns mit jedem Löffel direkt wieder in unseren Japan-Urlaub zurück katapultierte.
Zutaten für 2 Personen:
500 ml Gemüsebrühe
2 TL frisch geriebenen Ingwer
3 Knoblauchzehen, zerdrückt
2 TL Sojasauce
5 getrocknete Shiitakepilze (ich habe frische genommen)
1 Nest getrocknete Ramennudeln
2 EL weiße Misopaste
Für den Tofu:
2 TL Sojasauce
2 TL Mirin
80 g weicher Seidentofu
1 EL Sesamöl
Zum Servieren:
1 Ei
Babyblattspinat
zerkleinertes Gemüse
1 Frühlingszwiebel
Sesam zum Garnieren
Zubereitung:
Gemüsebrühe mit Ingwer, Knoblauch, Sojasauce und getrockneten Pilzen zum Kochen bringen und für 5 Min. köcheln lassen.
Inzwischen für den Tofu die Sojasauce und den Mirin verrühren, Tofu längs halbieren und einige Male in der Mischung wenden. In einer Pfanne mit dem Sesamöl anbraten, bis er auf beiden Seiten knusprig ist. Die restliche Sojasaucen-Mirin-Mischung zum Schluss in die Pfanne geben und beiseite stellen (wir haben den Tofu weggelassen).
In einem Topf das Ei für ca. 6 Min. kochen, anschließend abschrecken und pellen.
Ramennudeln für ca. 1 Min. (oder nach Packungsanleitung) in die Brühe geben, dann herausnehmen und auf Schüsseln verteilen.
Misopaste in die noch heiße, aber nicht mehr kochenende Brühe einrühren und auflösen lassen. Zum Servieren einige Blätter Babyspinat und nach Belieben weiteres Gemüse zu den Nudeln geben, dann die Brühe drüberschöpfen.
Ich hatte Karotten in der Ramen, die ich schon habe mitkochen lassen, damit sie weicher sind. Frühlingszwiebeln und Blattspinat habe ich auch erst zum Servieren in die Brühe gegeben. Ein Stück Tofu und ein halbes Ei zur Suppe geben und mit Sesam bestreuen.
Das Kochbuch hat eine sehr schöne, klare Aufmachung, das mich ein wenig an die Bücher von Anna Jones erinnert. Es ist auf jeden Fall auch ein tolles Geschenk für absolute Leseratten. Einziger Kritikpunkt den ich habe ist, dass meines Erachtens vegetarische Rezepte hier zu kurz kommen. Ansonsten aber ein schönes Buch.
Ich danke dem Wunderraum Verlag für das Rezensionsexemplar.
Und euch wünsche ich jetzt einen schönen belesenen Sonntag mit gutem Essen! Vielleicht ja aus dem Buch, das ihr grad lest.
Ein Gedanke zu “Little Library Cookbook -100 Rezepte aus den schönsten Romanen”