Books & Booze – Sybille Bedfords A Favourite of the Gods

“Oh, shall we never escape the muddling consequences of our family history?” 

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Sybille Bedford ist eine, wie ich finde, viel zu wenig beachtete Autorin, die ich vor Jahren in London entdeckte und die ich euch heute ans Herz legen möchte.

Ihr Roman „A Favourite of the Gods“ ist die Geschichte von Constanza, einer schönen italienisch-amerikanischen Frau aus guten Kreisen, mit jeder Menge Geld, Glück und allem was man braucht, um sich als Liebling der Götter zu fühlen. Je älter sie wird, desto mehr sehnt sie sich allerdings nach einer Bestimmung, sie möchte einen Platz haben in dieser Welt, für etwas gut sein. Wer bin ich, fragt sie sich und was kann ich in dieser Welt tun?

Die Geschichte beginnt in den späten 1920er Jahren, als Constanza mit ihrer Tochter Flavia an der Französischen Riviera ankommen. Sie haben beide nicht wirklich eine Idee, was sie dort wollen und der Verlust eines Rings bringt Constanza dazu, eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen. Die Geschichte springt zurück zu Constanzas Kindheit in Italien und ihren ewig miteinander streitenden Eltern Anna, einer Amerikanerin, und ihrem Vater, einem italienischen Prinzen.

Ich will nicht zuviel verraten, um euch ordentlich neugierig auf den Roman zu machen, aber ich mochte diese elegante und wunderschön erzählte Geschichte dreier Frauen-Generationen.

Das Buch hat noch eine Fortsetzung namens „A Compass Error“. Das wurde mir erst kürzlich bewusst und ich möchte diese endlich lesen. Gute Gelegenheit, sich die beiden Bücher als Doppelpack vorzunehmen.

Bedfords Romane basieren immer auf ihrer eigenen Familiengeschichte und ihren eigenen Erfahrungen, die sie mit großer Intensität und Vorstellungskraft verarbeitet hat und dabei besonderen Fokus legt auf die Charaktere und deren Beziehungen untereinander.

Bedfords eigene Mutter war Deutsch-Jüdin mit englischem Einschlag und ihr Vater Baron Josef von Schönebeck,  katholischer Offizier und Liebhaber schöner Künste. Nach der Scheidung der beiden lebte Bedford mit ihrem Vater allein in seinem Schloß in der Nähe von Baden. Sie ging nie zur Schule, war Autodidaktin und es gab nie genug Geld, aber ihr Vater brachte ihr alles über Kunst und gute Weine bei.

Ihr Vater starb, als sie 14 war und sie zog zu ihrer Mutter und ihrem jungen Stiefvater, mit denen sie in Italien, England und Frankreich lebte. Sie war schon als Kind eine mehrsprachige Globetrotterin, als sie begann zu schreiben, entschied sie sich für Englisch. Ihre Mutter lehrte sie, Länder zu lieben aber Nationen zu misstrauen.

Vor dem zweiten Weltkrieg verbrachte sie mit ihrer Mutter Zeit in Sanary-sur-Mer an der Cote d’Azur. Thomas Mann, Berthold Brecht sowie Aldous Huxley und dessen Frau Maria lebten ebenfalls dort und Huxley und seine Frau wurden zu ihren lebenslangen besten Freunden. Sie veröffentlichte 1973 auch Huxleys Biografie.

Sie schrieb neben ihren Romanen auch sehr lebendige, klare Artikel insbesondere über Justizthemen und ihr zweites Herzensthema, das Reisen. Bedford liebte gutes Essen und gute Getränke und schaffte es fast immer, von beidem genug zu haben, auch ohne jemals viel Geld zu besitzen. Außerdem liebte sie die Liebe und auch wenn sie mit sehr vielen Männern befreundet war, verliebte sie sich ausschließlich in Frauen. Sie hatte zwei lange Beziehungen und einige kleinere Liebschaften.

Ihr wilder Hunger aufs Leben machte Sybille Bedford zu der großen Schriftstellerin, die sie war – sie starb 2006 in London kurz vor ihrem 95. Geburtstag.

Ihr zu Ehren wurden in den Labors der Muenchner Kuechenexperimente ein scharfer Cocktail entworfen, den wir feierlich auf den Namen „The Bedford“ taufen.

Falls ihr mit anstoßen wollt – hier ist das Rezept:

Pro Glas:

1 Scheibe Mango
1 Prise frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Gin (z.B. Siegfried oder Gin Mare)
Tonic (Liebling: Fevertree Mediterranean)
Minze
Eiswürfel

 

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