Paullina Simons – Tully
Ein Buch, das eigentlich die Überschrift „Gelesen im September/Oktober“ verdient hätte. Es war gefühlt wahnsinnig dick. In der Realität hatte es um die 620 Seiten, also so mitteldick.
Der erste Teil, in dem Tully noch ein Kind bzw. Teenager ist, hat mir sehr gut gefallen. Die Emotionen schwappten da sehr oft hoch, man fühlte Mitleid, Ärger, Trauer. Dieser Teil war teilweise richtig depressiv fand ich. Irgendwann kam eine Wendung und danach wurde es nach außen hin fröhlicher und positiver, doch in Tully drin sah es eigentlich aus wie vorher. Zuweilen nervte sie mich etwas, mit ihrer Unentschlossenheit bei der Partnerwahl. Dieses ständige hin und her und nicht wissen (wollen), was man eigentlich will.
Es gab eine Stelle nach ungefähr 400-450 Seiten, da wäre das perfekte Ende gewesen. Die Autorin hat sich meines Erachtens keinen Gefallen getan, noch 200 Seiten draufzulegen, dadurch wurde es sehr langatmig. Red Leaves und Road to Paradise von ihr haben mir viel besser gefallen.
Fazit: 3 Sterne
Ursula Krechel – Landgericht
Es gibt momentan eine Schwemme an Büchern, die in der Zeit des ersten oder zweiten Weltkrieges spielen. Nicht zuletzt wahrscheinlich auch, weil der erste Weltkrieg mittlerweile 100 Jahre her ist.
Doch dieses Buch ist anders als die anderen.
In Ursula Krechels Roman „Landgericht“, welches zu Recht den deutschen Buchpreis 2012 bekam, geht es um den Richter Richard Kornitzer, seinerseits jüdischer Abstammung, und um seine kleine Familie – seine Frau Claire, die eine Firma für Kinowerbung leitet, sowie die bald vorhandenen zwei Kinder.
Das Buch beschreibt eine andere Perspektive, als es die meisten tun. Richard Kornitzer flieht per Schiff ins Exil nach Kuba, um dort als Einwanderer zunächst ein tristes Dasein mit all den anderen dort gestrandeten zu führen, bis er bei einem Anwalt als Handlanger arbeiten kann. Eines Tages trifft er im Bus auf eine Frau – eine Folgenschwere Begegnung, die in der Zeugung eines Kindes endet, während seine Ehefrau 10 Jahre lang in Deutschland auf ihn wartet. Die Familienzusammenführung nach Kriegsende funktioniert eher schlecht als recht, die Kinder waren zu klein, als sie nach England kamen, um sich noch großartig mit ihren deutschen Wurzeln und deutschen Eltern zu identifizieren. Eine Ehe, die 10 Jahre brach lag, zum Teil ohne jeglichen Kontakt, lässt sich auch nicht eben mal so wieder aufleben, doch der Wunsch danach ist natürlich groß, hat man doch so lange gewartet.
Ein bewegendes Buch über einen, der alles verlor, es zurück bekam und am Ende doch mit leeren Händen dasteht.
Fazit: 4 Sterne
Ich mag Deine Kurz-Rezensionen sehr 🙂 Und danke für die „Landgericht“-Buch-Rettung im Urlaub. Das war ein wirklich gutes Rettungs-Buch…
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